Julfest 2019 - siehe Bericht hier.

Yul-Fest (oder Julfest) fällt immer am Winter Sonnenwende am 21.12, in der längsten Nacht im Jahr an. Die ganze Sippe (Familie, Freunde, Gäste) sammelt sich, um in dieser Nacht zu wachen. Es brennt das Feuer im Ofen/Kamin und es brennen viele Kerzen.

 

Normalerweise dauert das Julfest ungefähr zwei Wochen. Diese Zeit wird auch als Raunächte bezeichnet. Das ist die Zeit der Räucherung, Besinnung und Vertrauens, oder die Zeit zwischen den Jahren.

 

Was wird aber da genau gefeiert???

 

Wir erinnern uns an den vergangenen Fest Samhein. Da hat die alte Mokosch das kranke Sonnenkind in ihre Moore geholt um es zu heilen. Am Julfest wird gewacht und beurteilt ob die alte Mokosch es auch geschafft hat. Das Licht des Feuers und der Kerzen soll das Sonnenkind stärken und es ermutigen wieder gesund zu werden, wieder strahlend den Himmel zu erklimmen. Das ist Wiedergeburt des Lichts, die Rückkehr der Sonne, die Ankündigung der neuen Jahresperiode. Die Kelten kannten fünf Jahreszeiten. Es gab zwei Mal Winter. Winter vom Samhein bis Julfest und Winter vom Julfest bis Imbolc. Ab dem Tag werden die Tage wieder länger und die Nächte kürzer. Diese Nachtwache erinnert an die Wache am Krankenbett wo die Verwandtschaft darauf wartet ob der Patient stirbt oder wieder gesund wird.

 

Der alte Brauch

 

Julweizen und Barbarazweig

In Deutschland und manchen anderen Länder, wird am 4. Dezember (Barbaratag) ein Zweig von einem Obstbaum oder einem früh-blühenden Strauch geschnitten und in eine Vase ins Wasser gestellt. Sollte der Zweig bis zum Julfest erblühen, wird das Jahr fruchtbar und erfolgreich. In Kroatien wird auch Barbarazweig geschnitten, nur es gibt einen viel älteren Brauch. Am Lucia-Tag (13. Dezember - Lucia=die Leuchtende), wird in eine breite Schale ein bisschen Erde (in neueren Zeiten auch Watte) gelegt und daran die Weizenkörner ausgesät. Jeden Tag wird der Saat mit Wasser besprenkelt. Sobald die keimenden Sprossen lang genug sind, wird ein buntes Band herum gewickelt, so dass die Halme nicht umknicken. Die Halme sollen auch nicht zu lang werden. Deshalb werden die jungen Halme einfach mit der Schere auf eine Länge gehalten (so ca. 15 cm). Je nach dem wie dicht der Weizen gewachsen ist, wird die neue Jahresperiode bewertet und vorhergesagt. Ab Lucia-Tag sind es genau neun Tage bis zum Julfest. Die Zahl neun war einer der wichtigsten magischen Zahlen der Kelten. Der Lucia-Tag wird im stillen, mit viel Kerzenlicht gefeiert. Das ist ein Frauen-Fest, bei welchen die jungen, unverheirateten Frauen, in weisen Kleider, deren Schönheit und Anmut präsentieren. Sie tragen dabei Fackeln, Laternen und Kerzen. Der Sinn dieses Brauchs kann womöglich daran liegen, dass die jungen Frauen das kranke Sonnenkind aus seiner Lethargie locken. Denn das kranke Sonnenkind wird im Frühjahr und Sommer ein strahlender junger Mann und Bräutigam. In skandinavischen Länder ist Lucia-Tag ein großer Feiertag und wird überall gefeiert. Die jungen Frauen tragen einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf. Das ist ziemlich risikoreich und die jungen Damen setzen sehr oft deren schöne Haarpracht aufs Spiel. Es kommt auch immer wieder zu schweren Verletzungen. Daher rate ich davon ab. Es reicht aus eine Kerze, Fackel oder Laterne in der Hand zu tragen. In der heutigen Zeit sind auch die Led-Lichter akzeptabel.

 

Die Wettervorhersage für das kommende Jahr.

Die nächsten 13 Tage stehen für die nächsten 13 Monde (Monate - Mondphasen). Es wird genau beobachtet wie jeden Tag wird und danach glaubte man vorhersehen zu können wie das Wetter in jeder kommenden Mondphase, im kommenden Jahr, sein wird. Das wird auch festgehalten, denn es war für die Aussaat Arbeiten und Ernten sehr wichtig. Jeden Tag steht für eine Mondphase. Es ist bekannt, dass sich das Wetter, nach dem Vollmond, immer ändert. Dieses Phänomen ist wahrscheinlich die Grundlage für dieses Glauben.

 

Der Julbaum

In Skandinavien und in den slawischen Länder hat sich dieser Brauch hartnäckig gehalten. Am Julfest wird aus dem Wald ein Holzscheit geschlagen und nach Hause gebracht. Dieser landet um Mitternacht auf dem Kamin- oder Ofenfeuer. Davor kann man die Ritzen in Holzscheit schlagen und die aufgeschriebenen Wünsche hinein stecken. Bei einer größeren Gemeinschaft / Gesellschaft verlagert sich das Feuer in den Garten, auf Dorfplatz, auf eine große Wiese (je nach dem wie viele Leute teil nehmen) und dort wird wirklich ein großes funkendes Lagerfeuer angezündet. Alle versammeln sich dort, singen und warten auf Mitternacht. Um Mitternacht hat das Sonnenkind die Krankheit besiegt und wird wieder gesund. Das wird dann ergiebig gefeiert. Auf dem Keltenmond Hof, wird dann unser Wunschbaum festlich verbrannt.

 

Dazu gibt es auch einen Julstrauch.  Im Wald werden die Eichenzweige mit getrockneten Eichenblätter nach Hause gebracht. Diese werden in ein festliches Strauch mit bunten Bänder, grünen Tannenzweigen und anderem Schmuck (Nüsse, Hagebutten, Kekse usw) gebunden und sichtlich in der Stube aufgestellt. Die Größe variiert von der einfachen Tischvasengröße bis zum einen jungen Baum mit Krone, je nach Größe des Hauses. Daraus ist wahrscheinlich der beschmückte Tannenbaum entstanden. Der Julstrauch steht dann im Haus die nächsten 13 Tage, während der Raunächte. Am letzten Tag wird auch dieser verbrannt. In dieser Zeit dürfen die Kinder die essbaren Früchte und Kekse gerne essen. Damals waren das kostbare Leckereien. Heute bekommen die Kinder andere Geschenke unter Tannenbaum.

 

Vorhersage über Heirat

Am Julfest nehmen junge unverheiratete Frauen 13 Zettel. Auf 12 Zettel werden die Namen (in alten Zeiten wahrscheinlich die Berufe) der Wunschpartner aufgeschrieben, gefaltet und in einen Sack geworfen. Der dreizehnte Zettel bleibt leer, wird auch zusammengefaltet und in den Sack geworfen. Am jeden nächsten Tag wird aus dem Sack ein Zetel rausgeholt und ungeöffnet in das Feuer geworfen. Am dreizehnten Tag bleibt nur noch ein Zettel übrig. Steht drauf ein Name (Beruf) wäre das der zukünftiger Bräutigam. Bleibt aber nur der leere Zettel übrig, wird im kommenden Jahr leider nicht geheiratet. Ich will überhaupt nicht wissen wie viel dabei geschummelt wurde ;-).

 

Die Festtafel

Die Festtafel am Julfest ist zweigeteilt. Nur das eine zieht sich durch: Glühwein und andere ähnliche Getränke. Bis Mitternacht kommen ganz einfache und magere Speisen auf den Tisch (Kartoffelsalat mit Mangold und Stockfisch - Bakalar, in anderen Regionen Karpfen mit Kartoffeln oder es wird ganz gefastet). Dabei wurde an diesem Tag fleißig gekocht und gebacken, denn nach Mitternacht wird die Speisekammer ordentlich geplündert. Da kommen reichliche deftige und süße Speisen auf den Tisch: Schweinebraten, Ganz, Ente oder ähnlich. Es wird darauf geachtet, dass das Tier aus welchen der Festbraten ist, bei der Futtersuche mit der Schnauze oder Schnabel nach vorne sucht. Ein Huhn oder Pute sind dafür nicht so geeignet, denn sie scharren nach hinten, bei der Futtersuche. Es soll alles im Zeichen des Fortschritts und Erneuerung stehen. Mit der reichlich gedeckten Tafel will man sein Vertrauen beweisen. Vertrauen, dass die neue fruchtbare Periode kommt und die Speisekammer wieder voll wird, denn das Sonnenkind wurde wieder geboren und wird jeden Tag stärker und leuchtender.

Ein kleiner Hinweis: Wer sich entscheidet zum ersten Mal den Stockfisch (Bakalar) zuzubereiten, sei er gewarnt: die nächsten 7 Tage nach dem Kochen hängt hartnäckig im Haus und sogar auf der Straße vor dem Haus, ein nicht wirklich angenehmer Duft. Es riecht wirklich streng, nicht zu sagen unappetitlich, dafür ist es aber besonderes lecker.

 

Julfest Zeremonie

 

Die Zeremonie ähnelt den anderen im Jahr. Wie bei jedem Fest, drückt man bei der offiziellen Zeremonie, seine Dankbarkeit an die Mutter Natur und die Elemente aus. Es wird geräuchert und die Feuer brennen. Ein Reinigungsritual ist immer ein fester Bestandteil jeden keltischen Fest. Im Winter ist das die Räucherung. In den Sommermonaten, wenn die Zeremonie in der Nähe des Wassers abgehalten wird, reinigt man sich auch mit dem Wasser dazu. Nach der offiziellen Zeremonie sitzt man am Feuer, es wird gut und viel gegessen (schließlich hat man am Vortag gefastet oder sehr wenig gegessen) und getrunken. Es wird auch viel gesungen. Bei diesem Fest wird nicht getanzt und nicht groß herum gesprungen. Vom Samhein bis Imbolc sind die Tänze einfach nicht üblich. Alles verläuft viel ruhiger als bei anderen Festen. Daher kommt wahrscheinlich der Name Weihnachten zustande und damit auch die stille Nacht. Es ist alles ruhig und besinnlich. Es wird auch in die Zukunft geschaut, die Zeichen gedeutet und sich gegenseitig ermutigt und gestärkt den Winter zu überstehen. Das Feuer und Kerzenlicht sollen dem Sonnenkind zusätzlich Kraft und Zuversicht geben, wieder vollständig zu genesen.

 

Wie oben schon erwähnt, die Feierlichkeiten zum Julfest dauern 13 Tage und 13 Nächte. Astronomisch passiert da nicht viel, denn 13 Tage nach der Wintersonnenwende verharrt die Sonne auf dem gleichen Punkt und bewegt sich kaum höher. Danach macht die Sonne erst eine kleine Bewegung über den Horizont. Da ist man sich wirklich sicher, dass das Sonnenkind tatsächlich geheilt wurde und die Tage wieder länger werden. Damit wird die nächste Jahreszeit (zweite Winter) ordentlich begrüßt. Schon da fangen die Vorbereitungen für das nächste Fest (Imbolc) an.